Mittwoch, 6. Juni 2012

65 Jahre Mitbestimmung auf der Hasper Hütte


Foto: Dietmar Laatsch

(Dietmar Laatsch) Angefangen hat die Mitbestimmung in der Montanindustrie tatsächlich in der Hasper Hütte, die alles andere als klein war. "Mit einer Ausdehnung von 6500 Metern Länge und an der schmalsten Stelle 150 m breit, war es ein riesiges Stahlunternehmen", erinnert sich Wolfgang Wegener, der als Ehrengast anwesend war und seine Eindrücke schilderte. 


Von Beginn an geriet die "Gedenkstunde an 65 Jahre Mitbestimmung" zu einer lebhaften Diskussion über den Istzustand der Mitbestimmung.



Nach Grußworten von Oberbürgermeister Jörg Dehm, Jochen Marquardt, DGB Hagen und Werner Sülberg, Geschäftsführer Märkischer Arbeitgeberverband hatte Prof. Heinz-Josef Bontrup Gelegenheit über die Mitbestimmung zu referieren. "Die Mitbestimmung ist leider nie weiter entwickelt worden und von einer echten Mitbestimmung kann keine Rede sein", merkte der Wissenschaftler an. "Dabei sei die Mitbestimmung kein Bremsklotz, denn trotz oder gerade wegen ihr, sei Deutschland in Europa wirtschaftlich stark und reich. Es ist vergessen worden, dass die Menschen der Motor und Schlüssel für all diese Erfolgsgeschichten sind, und forderte ein, sie entsprechend partizipieren zu lassen. Leider sei auch in Europa das Thema zurzeit nicht salonfähig, da es überall lichterloh brenne. Jeder Vierte der derzeit 36 Millionen Beschäftigten sei in prekären Arbeitsverhältnissen, hier seien besonders die Gewerkschaften gefragt". 



Arbeitgeberpräsident Horst-Werner Maier-Hunke, wollte diese Thesen nicht so stehen lassen. "Betonte die ausreichende Mitbestimmung in den Betrieben der Metallindustrie, in der ja gerade für 700.000 Menschen in gut 2000 Betrieben gerade zufriedenstellende Abschlüsse erreicht werden konnten. Aus seiner Sicht braucht es nicht mehr an Mitbestimmung. Er hält aber viel von einer Ethik, die den arbeitenden Menschen im Blick hat. Beispiele wie Nokia seien skandalös."
 
Für den nostalgischen Rückblick war Wolfgang Wegener im Ratsaal als besonderer Gast anwesend. Er erzählte von den dramatischen Umständen der Nachkriegsjahre, von der Überzeugungsarbeit die für eine aktive Mitbestimmung erforderlich war und davon wie es ganz praktisch in der Hasper Hütte umgesetzt wurde. Gar an Schichtplänen für die Mitarbeiter wurde ganz konkret mitgearbeitet. Für den heutigen Tag hat der ehemalige 1. Bevollmächtigte der IG Metall Hagen ganz viel Material aus dem Bücherschrank gekramt und sich noch einmal intensiv mit diesen Ereignissen beschäftigt. 

Oberbürgermeister Jörg Dehm versuchte eine Brücke zwischen Geschichte und Gegenwart zu bauen, indem er einerseits den Erfolg der Mitbestimmung herausstellte, andererseits auch ehrlich mit den Schwierigkeiten umgehen wollte, die Mitbestimmung auch bedeuten kann. So war er in dieser Diskussion eher der ausgleichende Moment. 

Jochen Marquardt führte durch die kurze Podiumsdiskussion. Die Zeit war zu kurz und reichte gerade um die sehr unterschiedlichen Standpunkte zu präsentieren. Aber darum ging es an diesem Abend im gut besuchten Ratsaal eigentlich auch
nicht. 

Ana-Maria Dafova und Raymond Ayers begeisterten mit "Stranger in the Night" und "New York, New York". 

Es war ein interessanter, informativer, kurzweiliger Abend. Im Anschluss an das offizielle Programm gab es noch viel Gelegenheit zu Gesprächen bei einem Imbiss.      

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